Ich heb ab, nichts hält mich am Boden
Ein Ohrwurm begleitet die Teilnehmer eine Woche lang auf ihrer Tour in den Ötztaler Alpen.
Nachdem sich Spannung und Vorfreude schon Wochen im Voraus gesteigert hatten und die letzten Vorbereitungen und Einkäufe erledigt waren, konnte es am Abend des 19. August 2018 endlich beginnen. Am Gepatschhaus fanden sich alle Teilnehmer – Oliver, Julius, Alex, Udo, Martin, Luzie und ich, Hannah – zusammen.
Am folgenden Tag legte Luzie das Motto der Woche fest: „Ich habe einen Ohrwurm: Ich heb‘ ab / Nichts hält mich am Boden / Alles blass und grau / Bin zu lange nicht geflogen / Wie ein Astronaut.“ (Original von Sido ft. Andreas Bourani).
Davon beflügelt hoben wir ab und wagten bei optimalen Bedingungen den Aufstieg zur Rauhekopfhütte. An der Gletscherzunge angekommen, lernten wir als Erstes, Steigeisen ordnungsgemäß anzuziehen, überschüssige Schnüre zu vertüddeln und machten erste wackelige Schritte. Auch Gangübungen und den Gebrauch des Pickels in steilerem Gelände lernten wir noch am selben Tag. Die urige und charmante Rauhekopfhütte bezauberte alle, sodass auch der Knoten im Kopf – nach der abendlichen Lektion über Knoten, Standplatzbau und Seilschaften – niemanden mehr zu stören schien. Praktisch wurde dieses Wissen unterhalb des Gletscherbruches am Dienstagmorgen vertieft.
„Alles blass und grau.“ Beinahe schwarz erschien uns der Gepatschferner am Mittwoch, denn aper (das österreichische Wort für „schneefrei“) und mit Staub bedeckt lag er vor uns. Neben dem Erlernen von grundsätzlichem Wissen über Gletscher, Spalten und deren Entstehung seilten wir uns auch in sie ab, nur um uns anschließend durch Schwerstarbeit wieder selbst daraus zu retten – selbstverständlich immer mit einem Lächeln für die Fotos.
„Wie ein Astronaut“ haben wir uns dann am Donnerstag gefühlt, als wir den Gletscher überquerten und uns in Seilschaften hinauf zur Weißseespitze machten. Unwirklich, kaum greifbar erschien uns der Blick über den Ferner. „Unsere Erstbesteigung“ der Weißseespitze mit Oliver Honrath und allen anderen schweißte die Gruppe ungemein zusammen und stärkte den Teamgeist enorm.
„Bin zu lange nicht geflogen“ … äh … geklettert, hat sich Udo wohl zum Ende der Woche gedacht, sodass der Kurs ein weiteres i-Tüpfelchen erhielt: Eisklettern. Der Spannungsbogen, eh schon an der Grenze zum Zerreißen, erreichte seinen Höhepunkt mit der sich selbst ausdrehenden Eisschraube kurz vorm Abstieg.
Neben dem Bergsteigen und dem Begehen eines Gletschers sollte auch die gute Stimmung auf der Rauhekopfhütte nicht unerwähnt bleiben. Durch andere Gruppen konnten wir unsere Englischkenntnisse deutlich bereichern. So lehrte uns ein Münchner Bergführer, dass die österreichische Zwetschge, im Englischen plum, eigentlich von plump, wie Plumpsklo, kommt … Man könnte fast meinen, dass mit der Höhe des Berges, das Niveau schonmal sinken kann.
Die Woche war nicht nur cool, sondern auch absolut schön, sehr lehrreich, informativ und inspirierend. Vielen lieben Dank an Oliver und auch an Julius für die Vorbereitung, eure Geduld und die gute Wissensübermittlung. Auch beim Rest der Gruppe möchte ich mich für die großartige und witzige Stimmung bedanken! Nicht zu vergessen die ehrenamtlichen Wirte der Rauhekopfhütte, die uns täglich mit frisch gebackenem Kuchen und Kaffee empfangen haben!
Fotos: Teilnehmer
Kategorie:
Bergsteigen