Jede(r) kann klettern
Im April dieses Jahres setzte ich zum ersten Mal einen Schritt in die Kletteranlage des Nordsternparks. Mein Sohn hatte mich (unsportlich und fast fünfzig) überredet, es mit dem Klettern doch mal zu versuchen. So hatte ich mich zum Toprope-Kurs angemeldet und saß nun an besagtem Aprilwochenende bei ziemlicher Kälte mit lauter sportlichen jüngeren Menschen in der Hütte. Ich gebe zu, in dem Moment hatte ich Angst vor meiner eigenen Courage. Kamen mir doch da Erinnerungen an überaus schrecklichen Schulsportunterricht in den Sinn, bei dem ich beispielsweise wie ein nasser Sack am Seil hing und es nicht schaffte, auch nur einen Meter daran hochzuklettern.
Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Am Samstag lernte ich die Grundlagen des Topropens, z. B. die Abseilacht, den Partnercheck, den Umgang mit dem Grigri und, ganz wichtig, das Tunneln. Das war erst mal mächtig viel Neues, aber das Lernen machte Spaß, da die Gruppe aus sehr sympathischen Menschen bestand und die Trainer sehr geduldig und motivierend waren.
Das erste Mal an der Kletterwand hatte dann doch etwas von „Da klettert ein nasser Sack“, aber es fühlte sich nicht schlimm an, weil sich alle mit mir über die paar Meter freuten. Mit jeder Route wurde es etwas besser und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wuchs.
Am Abend fiel ich todmüde und zufrieden wie schon lange nicht mehr ins Bett. Sonntags beim Frühstücken freute ich mich tatsächlich auf den zweiten Kurstag.
Wieder durfte ich die große Unterstützung und Motivation unter den Kletterern erleben. Irgendwie platzte der Knoten in meinem Kopf und der Sport war plötzlich eine große Freude.
Der ganze Tag war gefüllt mit Tritt- und Klettertechnik, Sichern üben, Sturztraining und natürlich auch miteinander Kaffee trinken in den Pausen. Am Nachmittag absolvierten wir unsere Prüfung und bestanden auch alle. Seitdem bin ich stolze Besitzerin des DAV-Kletterscheins „Indoor-Toprope“.
Seit diesem Wochenende klettere ich ein- bis zweimal die Woche im Nordsternpark. Die Erinnerungen an den Schulsportunterricht habe ich hinter mir gelassen. Meinem damaligen Sportlehrer würde ich trotzdem gerne zeigen, was aus der Sportgraupe geworden ist…
Ich habe viele neue Menschen kennengelernt, mit denen ich gerne eine Seilschaft bilde. Sogar mein fast erwachsener Sohn klettert gerne mit mir.
Und mittlerweile komme ich auch oben am Umlenker an – auch in der Route „Stützstrumpf“. Das „schön“ Klettern ist sicher noch ausbaufähig, aber ich staune, welche Bewegungen mein Körper plötzlich kann.
Ich habe jedenfalls meinen Sport gefunden und mein Projekt fürs nächste Jahr lautet: DAV-Kletterschein „Vorstieg“.
Kategorie:
Klettern